Lesung

29. Februar 2024 | 20 Uhr
Geöffnet ab 18 Uhr

Heftpräsentation: #27 Morbide Phänomene

Franziska Füchsl über Überwallungen und Normen der Baumpflege
Bernhard Kreuz zu Kentauren in Sattelzeiten
Benedikt Ledebur zu penthesileischen Einsichten vor Farbleitsystemen

Frisch erschienen: #27 Morbide Phänomene
Die Vergangenheit leckt. Fermentierungsprozesse setzen Energie frei, aber wohin damit? »Die Krise besteht genau darin, dass das Alte stirbt und das Neue nicht geboren werden kann: in diesem Interregnum ereignen sich die verschiedensten morbiden Phänomene«, schreibt Antonio Gramsci. 90-jährige US-Senatoren treiben Fracking voran. Ein ehemaliger KGB-Agent ergeht sich in mörderischen Phantasien sowjetischer Größe. In Berlin wird ein Hohenzollern-Schloss wieder aufgebaut und gefüllt mit ethnologischen Sammlungen. Während die in den Depots gehorteten Artefakte zerstauben oder pestizidbedingt unberührbar werden, leiden die beraubten Gegenden weiter an halbneuen globalkapitalistischen Problemen. Sie können mühelos benannt werden, gehen aber davon nicht weg.

»Was ist eigentlich Aura?« fragt Walter Benjamin und antwortet sich: »Ein sonderbares Gespinst aus Raum und Zeit: einmalige Erscheinung einer Ferne, so nah sie sein mag.« Aura, Mana, Punctum, élan vital, duende, ambience, ineffabile – »Immer und überall […] treten Begriffe dieses Typs ein, um, nahezu wie algebraische Symbole«, schreibt Claude Lévi-Strauss hingegen, »einen seiner Bedeutung nach unbestimmten Wert zu repräsentieren, der in sich selber sinnleer und deswegen geeignet ist, jeden beliebigen Sinn anzunehmen:«

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