Uli Kaufmann | Odeon Theater

Ulrike Kaufmann

Ulrike Kaufmann wurde beim Schein einer Petroleumlampe als erstes von sechs Kindern auf einem Bauernhof in der Steiermark geboren. Sie wuchs in bäuerlicher Umgebung auf und ging bei jedem Wetter zu Fuß den weiten Weg zur Schule. Ein Lehrer erkannte ihre Begabung und empfahl den Eltern, diese zu fördern. Daraufhin besuchte sie die Grafikklasse der Kunstgewerbeschule am Ortweinplatz in Graz und anschließend die Meisterklasse für Bühnenbild an der Akademie der Künste am Schillerplatz in Wien. 1973 wurde sie mit Erwin Piplits bekannt, der gerade auf der Suche nach Partnern für ein erst zu gründendes Ensemble war, und schloss sich ihm an. Von da an gingen sie einen gemeinsamen, kunstschaffenden Lebensweg. 1976 gesellte sich der gemeinsame Sohn Max dazu. Zuerst gründeten Ulrike Kaufmann und Erwin Piplits zusammen eine Figurentheaterbühne namens „Pupodrom“ ohne eigenen Spielort. Nach vier Jahren des Tourens adaptierten sie schließlich, praktisch ohne Mittel, ein altes Kino am Wallensteinplatz als Theater, das sie zwei Jahre später „Serapions Theater“ nannten. Zehn Jahre lang blieb es die Spielstätte für die gemeinsame Arbeit, die im gleichen Zeitraum internationales Ansehen erwarb. 1988 gründeten die beiden das Odeon im großen Saal der Börse für landwirtschaftliche Produkte in der Wiener Taborstraße.

Ulrike Kaufmann übernahm von Anfang an die malerische Seite der gemeinsamen Arbeit, gestaltete die Kostüme und spielte in fast jeder Inszenierung in tausenden von Vorstellungen mit. Die Gestaltungen der Materialien für die Kostüme, für die sie mangels ausreichender Mittel großen Erfindergeist aufbringen musste, sind eine Besonderheit. Sie verwandelte alles um sich herum, auch in meist existentiell schwierigen Zeiten, in einen unerschöpflichen Reichtum an Anmut und Schönheit. Die Gestalten, die sie für sich auf der Bühne entwickelte, bleiben den Menschen unvergessen. Ihr verbindendes, soziales Wesen gab dem Serapions Ensemble Charakter und Zusammenhalt. Sie erhielt den Preis der Stadt Wien, die Kainz-Medaille, zwei Nestroys für die beste Ausstattung und den Nestroy für das Lebenswerk gemeinsam mit ihrem Lebenspartner.